Exkursion zur bayerischen Landesausstellung „Bier in Bayern“ in Aldersbach

Am 10. Mai 2016 besuchten die Klassen 10 a, b, c (NTG) und Schülerinnen und Schüler des P-Seminar „Audioguide“ mit den Lehrkräften Frau Dechant, Frau Gierl, Herr Hennings, Herr Meier, Frau Pallmann und Herr Schwarz zur Landesausstellung „Bier in Bayern“ nach Aldersbach auf. Lassen wir hierzu den Schüler Timo Jakumeit aus der 10b zu Wort kommen:

„Zu Beginn der ca. eineinhalbstündigen Führung steht ein Gespräch zwischen dem Führer und den Schülern der Klasse 10b des Ludwigsgymnasiums. Dieses handelt von den Inhaltsstoffen von Bier sowie deren Wirkung und Funktion. So stellt sich heraus, dass das Getränk, welches im Mittelpunkt der Führung steht, zum Großteil aus Hopfen, Wasser und Gerste besteht, wobei die im Hopfen enthaltenen Lupulinkörner für den bitteren Geschmack des Bieres zuständig sind. Außerdem macht der Hopfen das Getränk haltbar, verhindert die Bildung von Eiweißen, wirkt beruhigend und ist aufgrund diverser Vitamine gut für Haut und Nägel. Zusätzlich spielt die Härte des Wassers eine Rolle beim Brauen verschiedener Biere. Während der pH-Wert nie größer als fünf sein sollte, ist hartes Wasser geeignet, um Kölsch zu brauen, und weiches, um helles Bier zu brauen. Die Gerste wird vor dem Brauvorgang für acht Tage in Wasser gegeben, sodass sie austreibt und Malz entsteht, welcher Enzyme enthält, die dabei helfen, die Stärkeketten in Zucker zu zerlegen. Der dabei entstehende Zucker wird benötigt, um Alkohol zu gewinnen. Neben diesen Hauptinhaltsstoffen sind auch Spurenelemente wie Eisen, Phosphate, Magnesium und Kalium zu finden. Letztere zwei sind für gutes Cholesterin im menschlichen Körper verantwortlich.

Nachdem das Gespräch beendet ist, betritt die Gruppe das Ausstellungsgebäude. Die tatsächliche Führung beginnt mit einer verblüffenden Feststellung. So zeigt die Figur des heiligen Urban, welcher eine Rebe Weintrauben in der Hand hält, dass Bayern nicht immer ein Bierland war, sondern vielmehr eines, in dem Wein angebaut wurde. Zur Zeit des 14./15. Jahrhunderts, während des 30. Jährigen Kriegs, herrschte jedoch Holznot, weshalb das Holz der Weinstöcke zum Heizen benötigt wurde und die Weintrauben nicht mehr zum Verzehr bzw. zur Weinherstellung angebaut wurden. Ein Klimawandel trug hierbei ebenfalls zum Verschwinden des Weins aus Bayern bei. Zu dieser Zeit löste das Bier den Wein als Getränk in Bayern ab.

Im Anschluss an diesen kleinen geschichtlichen Exkurs wird das Thema der Bierbrauerei genauer erschlossen. Als Erstes sollen die Schüler aufzeigen, welche Biersorten sie bereits kennen und woher diese kommen. Das Ergebnis: Weizen kommt aus Böhmen, Pilsner Bier aus Pilsen und Bock aus Hannover. Lediglich dunkles Bier ist eine typisch bayerische Sorte. Im Anschluss erzählt der Führer eine kurze Anekdote zur Geschichte des Maßkrugs. Dieser bestand früher aus Ton, was sich aber nicht bewährte, da die Krüge beim Anstoßen häufig zerbrachen. Aufgrund dieser Problematik wurden sie später aus Stein bzw. aus Glas gefertigt.

Der nächste Teil der Ausstellung besteht in der Besichtigung des Sudhauses der Brauerei Aldersbach. Hier werden die einzelnen Teilschritte des Brauvorgangs aufgezeigt. Zu Beginn wird geschrotetes Malz und Wasser in den Maischebottich gegeben und alles auf 75 bis 78 Grad Celsius erhitzt. Das Gemisch kommt anschließend in den Läuterbottich, wo die Würze, sprich Zuckerlösung, vom Treber getrennt wird. Nachdem diese für zwei Stunden gekocht, Hopfen hinzugegeben wurde und das Gemisch gekühlt wurde, wird es in den Gärbottich weitergeleitet, wo Hefe den Zucker in Alkohol und Kohlenstoffdioxid umwandelt. Je nach verwendeter Hefe ist zwischen obergärigem und untergärigem Bier zu unterscheiden. Der Vorgang des Kühlens stellte früher ein großes Problem dar, da das Eis aus Bächen und Flüssen beschafft werden musste. War in diesen keines mehr vorhanden, wurde mit dem sogenannten „Eisgalgen“ das nötige Kühlmaterial hergestellt.

Im Hinblick auf das Reinheitsgebot von 1516 bietet die Ausstellung eine Theke, an der die Schüler an unterschiedlichen Kräutern riechen können, welche vor dem obigen Gebot häufig im Bier zu finden waren. In den Pflanzen finden sich jedoch auch einige Giftstoffe. Da Bier zur Zeit des Reinheitsgebots als wichtigstes Getränk galt (Grundwasser war verseucht und Wein zu teuer), musste die konstante, hohe Qualität gewährleistet werden. Dabei waren es die Augsburger die das Gebot in die Wege leiteten. So bestraften sie Verkäufer von schlechtem Bier. Als Nächstes legten die Nürnberger fest, dass lediglich Gerste zum Brauen verwendet werden durfte, alle anderen Getreidesorten waren für Bäcker vorgesehen. Die Landshuter legten Gerste, Wasser und Hafer als einzig zugelassene Zutaten fest. Die Regensburger beschlossen die Kontrolle des Brauvorgangs und nach weiteren kleinen Reformen in der Bierherstellung, schrieben wiederum die Landshuter vor, dass Gifte wie Wermut und andere Kräuter nicht mehr im Bier beinhaltet sein durften. Das Reinheitsgebot vereinte alle oben genannte Punkte und war sogar Teil der Landesverordnung.

Auch ca. 130 Jahre später erwies sich das Gebot von 1516 als nützlich, als Maximilian I. durch das lukrative Geschäft mit dem „reinen“ Bier auch nach dem 30. Jährigen Krieg noch Geldmittel zur Verfügung standen.

Auch die Geschichte des Wirtshauses hat in der Ausstellung ihren Platz. Da der Lagerplatz für Bier in der Stadt nicht mehr ausreichend war, entwarf man Bierkeller am Rande des Orts. Diese befanden sich meist ca. acht Meter unter der Oberfläche und wurden zusätzlich durch oberirdische Kastanienbäume gekühlt, welche sich auch heute noch häufig in bayerischen Biergärten finden lassen. Bald stellten die Bierkeller eine Konkurrenz für herkömmliche Wirtshäuser dar, da sie im Gegensatz zu den Wirten gekühltes Bier verkauften. Eine Verkaufseinschränkung sollte diese Problematik beseitigen. Es herrschte jedoch auch ein Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Wirten, weshalb in vielen Wirtshäusern Kegelbahnen eingerichtet wurden. Zusätzlich konnten die Besucher auf Zielscheiben schießen, dem Klang von Dudelsack und Schalmei lauschen oder das Puppenspiel „Seppel und Jackel“ von Bauchredner Toni Mauser bewundern.

Neben skurrilen Dingen wie eine Brille, die den Zustand bei 1,3 Promille simuliert, zeigt die Ausstellung auch eine 28 Wörter umfassende Liste für den Begriff „Rausch“ in Bayern. Dabei sind alle Räusche nach ihrer Stärke geordnet und jedem wird die dafür benötigte Menge an Bier zugewiesen. Platz eins der Liste belegt dabei der „Viechrausch“, welcher 24 Maß Bier entspricht. Am Ende des ersten von zwei Teilen der Ausstellung ist auch ein sogenanntes „Münchner Bierherz“ zu sehen. Dieser Begriff beschreibt das stark beschädigte Organ, wie es oft bei Brauereimitarbeitern vorzufinden war. Der Grund hierfür ist, dass es für sie erlaubt war, 15 Maß Bier pro Tag kostenfrei während der Arbeit zu Trinken.

Zu Beginn des zweiten Teils beschreibt der Führer einige Portraits von Brauherren und Pionieren in der Geschichte des Bieres in Bayern. So ist ein Abbild von Herr von Aretin, als auch von Theodor von Tucher vorzufinden. Neben den Adeligen waren die Klosterbrüder mit die ersten, die im Verkauf von Bier ein lukratives Geschäft entdeckten. Später kamen die Zünfte hinzu. Ein berühmtes Beispiel für eine solche Zunft ist die Brauerei Hausinger.

Die Brauerei Hacker Pschorr führte die Rauchtrocknung im Zusammenhang mit dem Bierbrauen ein, wodurch sich ein besseres, geschmackvolleres Getränk ergab. Diese Innovation war gefolgt von weiteren, wie der Kältemaschine von 1875 (Herr von Linde), welche endgültig das Problem der Bierkühlung aus der Welt schaffte. Ebenfalls zu dieser Zeit wurden Messgeräte zum Messen des Zuckergehalts im Bier entwickelt und es war nun möglich, reine Hefen zum Brauen zu verwenden. Außerdem kurbelte die Einführung der Eisenbahn den Verkauf des Biers enorm an, wobei sich manche Brauereien einen betriebseigenen Bahnhof anlegen ließen. Mit Einführung der Flaschenabfüllung setzten sich dann Ende des 19. Jahrhunderts die großen Brauereien gegenüber den vielen kleinen Familienbetrieben durch.

Den Abschluss der Führung durch die Ausstellung „Bier in Bayern“ bildet ein Exkurs über die Bierrevolutionen, welche immer wieder in der Geschichte Bayerns stattfanden. Grund hierfür waren die wiederkehrenden Veränderungen des Bierpreises durch die zur jeweiligen Zeit herrschende Obrigkeit. Als Folge wurden Wirtshäuser demoliert, verbrannt und kleine Straßenkriege mit Maßkrügen geführt.“