Elfenbeinküste goes Luggy

Eine thematische Sequenz zur kulturellen Identität Frankreichs mit Einblicken in die kulturelle Identität eines anderen frankophonen Landes im Spiegel von Film, Musik und Bildender Kunst – diese Forderung stellt der Lehrplan Plus an den Unterricht in der 11. Klasse im Fach Französisch an Bayerischen Gymnasien. Fünf Schulwochen lang beschäftigen sich daher die 17 Französischlerner der Klassen 11a und 11c des Ludwigsgymnasiums mit der Geografie und dem Klima, dem politischen wie dem Schulsystem, bekannten Persönlichkeiten, Fußballclubs sowie Geschichte, kulinarischen Besonderheiten, Musik (Viens voir von Tiken Jay Fakoly) und Film (La Nuit des Rois) der Elfenbeinküste und erarbeiteten sich so ein Porträt dieses kleinen afrikanischen Landes. Aber soweit nur die Theorie!

Am 5. Februar unterzog Boris Koffi, gebürtig in Abidjan und Fremdsprachenassistent am Luggy im Schuljahr 2021/22, mit ihnen die Fakten dem Realitätscheck! Garba (frittierte Kochbanane) und Alloco (frittierte Kochbanane) wecken bei ihm Kindheitserinnerungen, weil seine Mutter diese typisch ivorischen Snacks in einer Art Imbiss verkaufte. Dass die Elfenbeinküste nach dem Euro strebt, aber aktuell noch mit dem Franc CFA bezahlt, erklärte Boris anschaulich und erweckte ungläubiges Staunen, als er vorrechnete, dass 65 000 Franc CFA, also umgerechnet 100 Euro, im Schnitt der Monatslohn eines Arbeiters an der Elfenbeinküste seien. Daher sei Deutschland schon immer das Land seiner Träume gewesen, hier könne man locker 100 Euro an einem Tag verdienen – ein Traum, der vor zwei Jahren in Erfüllung gegangen ist, als er ein Stipendium für seine Assistentenzeit an deutschen Schulen erhalten hatte.

Und was würde Boris in seinem Land verändern wollen, wenn er der Präsident wäre? Das Schulsystem auf alle Fälle, eine Reformierung nach dem deutschen Modell, weil in seinem Land Studium und Ausbildung allein aus Theorie bestünden. Aber an erste Stelle würde er eine Reform des Gesundheitswesens setzen. Denn in seinem Land gibt es keine gesetzliche Krankenversicherung, wer nicht bar im Voraus bezahlt, wird nicht behandelt! Und so komme es vor, dass in der Elfenbeinküste wegen fehlender 10 Euro Menschen sterben müssen.

Mit seiner authentischen und herzlichen Art holte Boris die Elfenbeinküste in unser Klassenzimmer und ließ so manchen Schüler nachdenklich, aber nicht bedrückt zurück. Denn am Ende überwog die Wiedersehensfreude, es wurden Handnummern und Instagram-Adressen ausgetauscht und Boris verabschiedete sich mit dem Versprechen, in diesem Schuljahr noch einmal vorbeizuschauen!

À très bientôt, Boris!