Am 28. April 2022 ist es so weit: Der neue Verwaltungstrakt mit Bibliothek und Ganztagsbereich wird offiziell eingeweiht, eine Reihe von aufwändigen Baumaßnahmen wird abgeschlossen. Diesen Meilenstein nehmen wir als Anlass, einen chronologischen Überblick über die durchaus bewegte Geschichte des Ludwigsgymnasiums zu geben, garniert mit – aus heutiger Sicht – eventuell kuriosen Details:

Die Geschichte des Ludwigsgymnasiums beginnt im Jahre 1837. Eine Schule mit dem Namen „Landwirtschafts- und Gewerbeschule“ wird ins Leben gerufen. Sie besteht aus drei Schulräumen im westlichen Anbau des Straubinger Stadtturms, am heutigen Theresienplatz. Der allererste Schulleiter, „Schulvorstand“ Anton Lommer, nimmt zum Unterrichtsbeginn am 14.11.1837 von 14 angemeldeten Schülern 11 Schüler auf. Diese werden später in gut informierten Luggyaner-Kreisen scherzhaft die „elf Stammväter des Ludwigsgymnasiums“ genannt.

Im Schuljahr 1843/1844 findet der erste Umzug statt, und zwar in das Gebäude des ehemaligen Knabenseminars in der Jesuitengasse. Am 9. Juli 1849 besichtigt König Maximilian II. Joseph im zweiten Jahr seiner Regentschaft die Lehranstalt. Dem bayerischen König werden diverse Apparate und Modelle vorgeführt, seine königliche Hoheit zeigt sich „allerhöchst zufrieden“ mit den „Leistungen und Attributen“ der Anstalt.

Im Übrigen wünscht die königliche Regierung von Niederbayern im Jahr 1862 einen „Unterrichtskurs für Frauen und Töchter“, was „nach Einvernahme der beteiligten Kreise“ abgelehnt wird, da in Straubing hierfür „kein Bedürfnis vorhanden sei“. Im Jahr 1877 findet eine Umwandlung der Lehranstalt in eine „sechsklassige“ Realschule statt, mit Französisch als 1. Fremdsprache und Englisch als 2. Fremdsprache. Die Anzahl der Schüler verdoppelt sich beinahe in wenigen Jahren : Werden im Schuljahr 1877/1878 noch 108 Schüler unterrichtet, so sind es 1891/1892 bereits 202 Schüler. Im Jahre 1912 werden Baumaßnahmen für eine Schule am Stetthaimerplatz begonnen. Im darauffolgenden Jahr kann der Neubau bereits genutzt werden. Am 12. Dezember 1913 wird sogar eine Art Tag der offenen Tür veranstaltet, um folgende Zweige vorzustellen: Realschule mit Französisch als 1. Fremdsprache, Humanistisches Gymnasium mit Latein als 1. Fremdsprache.

Es war kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1914, als der Name der Schule mit dem letzten bayerischen König und letzten regierenden Wittelsbacher verbunden wird. Am 11. Juni erhält die Realschule von Seiner Majestät König Ludwig III. die Genehmigung, sich von nun an „Königliche Ludwigsrealschule“ zu nennen. Während der Weimarer Republik wird von der Schulleitung der Ausbau einer naturwissenschaftlichen Sammlung forciert. Im Jahre 1927 bekommt die Schule, die zirka 400 Schüler besuchen, sogar eine für damalige Zeiten hochmoderne „Rundspruchanlage“. 1937 wird das 100-jährige Bestehen der Ludwigs-Realschule gefeiert, die 1938 in eine „Oberschule für Jungen“ mit Englisch als 1. Fremdsprache umgewandelt wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es von 1945 bis 1952 zu einer Zusammenlegung („Doppelanstalt“) mit dem heutigen Johannes-Turmair-Gymnasium. Ein besonderer Meilenstein wird 1949 von engagierten Schülern gesetzt: Am 26. Oktober erscheint – als erste Schülerzeitung in Bayern überhaupt – Der Pennäler. 1953 wird das heutige Ludwigsgymnasium wieder selbstständig und bekommt den Titel „Oberrealschule mit Realgymnasium“. Im Jahre 1965 schließlich erfolgt die Ernennung zum mathematisch-naturwissenschaftlichen und neusprachlichen Gymnasium mit dem nun wohl finalen Schulnamen „Ludwigsgymnasium“. Zu dieser Zeit werden 610 Schüler in einem ursprünglich für zirka 300 Schüler errichteten Gebäude unterrichtet, sodass seitens der Stadt Planungen für einen Neubau des Ludwigsgymnasiums östlich der Landshuter Straße – in einem Lehmgruben-Gebiet – begonnen werden.

1967 fällt der Startschuss für den Baubeginn an der Max-Planck-Straße, 1968 erfolgt die Übersiedlung der Jahrgangsstufe 5 bis 7 in den nur teilweise fertigen Neubau im Straubinger Süden. Im Juli 1969 schließlich muss der restliche Umzug vom Stetthaimerplatz in die Max-Planck-Straße erfolgen. Zeitzeugen berichten, dass dies unter tatkräftiger Mithilfe von Schülern und Lehrkräften vonstattengeht, die beispielsweise auch die Objekte der naturwissenschaftlichen Sammlung zu Fuß durch die Stadt transportieren. 1970 wird der Neubau an der Max-Planck-Straße eingeweiht, allgemein wird die Parallelität und Rechtwinkligkeit, welche sich auch im später von Gregor Blahak entworfenen Schullogo widerspiegeln sollte, sowie die Zweckmäßigkeit des Atrium-Baus hervorgehoben.

1974 erreicht die Schülerzahl mit 1133 Schülerinnen und Schülern in 38 Klassen (durchschnittliche Klassengröße: 29,8) ihren historischen Höhepunkt. Ein Studienseminar für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik, Biologie, Chemie und Geschichte wird eingerichtet. 1975 wird der erste EDV-Kurs implementiert. Und dennoch erlebt die Schule von 1975 bis 1986 einen kontinuierlichen Rückgang der Schülerzahlen, wobei zwei Faktoren von der Schulleitung als ursächlich angesehen werden: erstens der „Pillenknick“ und zweitens die zunehmende Konkurrenz durch die Gymnasien in der Stadt und im Landkreis.

1987 erscheint zur 150-Jahrfeier die Festschrift „Beiträge zum hundertfünfzigsten Jubiläum eines Mathematisch-naturwissenschaftlichen und Neusprachlichen Gymnasiums“. 2005 wird die Theatergruppe unter der Ägide von Karlheinz Frankl mit „Fräulein Ritter“ in Berlin preisgekrönt, weitere Auszeichnungen folgen. 2008 wird im Zuge der G8-Einführung eine Schulmensa eröffnet. Im Schuljahr 2011/2012 werden beide Turnhallen generalsaniert, von 2011 an werden besonders leistungsfähige, hochbegabte und motivierte Schülerinnen und Schüler in einem von Dr. Benedikt Wisniewski ins Leben gerufenen „Enrichment-Programm“ gefördert. 2012/2013 kommt mit Harald Lesch ein hochrangig Prominenter ans Ludwigsgymnasium, um mit Schülerinnen und Schülern dieses Programms einen Workshop samt Vortrag in der voll besetzten Aula durchzuführen. Im Herbst 2013 wird mit Su Turhan eine „Fair-Play-Gala“ gefeiert, die der Mobbing-Prävention dient. Nachdem eine 6. Klasse einen Zeitungswettbewerb zum Thema „Tutanchamun“ unter der Leitung von Beate Seibold gewinnen konnte, unternimmt eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Juli 2015 eine kostenlose Reise nach Ägypten (Hurghada, Nilkreuzfahrt, Tal der Könige). 2016 können die Baumaßnahmen für den Neubau der Aula und des Naturwissenschaftstrakts abgeschlossen werden kann. Sowohl alle Fachräume als auch alle Klassenzimmer sind mit einem Whiteboard plus Dokumentenkamera ausgestattet. Schlussendlich wird noch vor der Corona-Pandemie im Jahre 2019 die Generalsanierung des Verwaltungstraktes genehmigt, dessen Fertigstellung am 28. April 2022 einen feierlichen Abschluss findet. Vom überaus gelungenen Ergebnis vermag sich nun jeder und jede Interessierte einen Einblick zu verschaffen.

 

Ad multos annos, Ludwigsgymnasium!

Quellen