„Vom Reiz der alten Dinge“ – unter dieser Überschrift warb das Kreismuseum Bogenberg für sein Herbstprogramm im Straubinger Tagblatt und lockte mit dieser Sonderausstellung das W-Seminar Filmanalyse an. Begleitet wurde dieses Thema von einer Filmwoche in den letzten Septembertagen, in deren Rahmen Andreas Riepl auf originalen Filmapparaten analoge Schulfilme der 1930er bis 1950er Jahre vorführte und gemeinsam mit Museumsleiterin Barbara Michal interaktiv erklärte.

Nachdem von den elf teilnehmenden Schülerinnen und Schülern und ihrer Kursleiterin Frau Villing der Aufstieg auf den Bogenberg erfolgreich absolviert worden war, wurden zunächst die nach dem Motto „alt neben neu“ präsentierten Ausstellungsstücke des Museums begutachtet und von Frau Michal anschaulich erklärt. Darunter befinden sich u. a. ein alter Schneidetisch zum Reparieren von Filmrollen sowie das erste Filmgerät, das im Speicher eines Wirtshauses als erstes Bogener Kino in Betrieb war. Die Wand dahinter zieren nostalgische Filmplakate, darunter ein zensiertes Werbeposter des Schulmädchenreports, das im Bogen der 70er für reichlich Aufregung gesorgt hatte.

Da sich unter der stolzen Sammlung des Kreismuseums über 240 Filmrollen mit alten Schulfilmen u. a. des Instituts für Film und Bild befinden, musste selbstverständlich im Anschluss eine Filmsession ganz im Stile alter Zeiten mit rauschenden Spulen und weißer Leinwand stattfinden. Als Profi für analoges Filmgerät spielte Andreas Riepel eine systematische Auswahl alter Lehrfilme ab. Angefangen mit einer Amateuraufnahme einer Lehrerkonferenz in Bogen im Jahr 1935 führte die Zeitreise über Wilhelm Hauffs Märchen Kalif Storch als Scherenschnittfilm der 20er Jahre und Der Hase und der Igel mit der Hörzu-Werbefigur Mackie als animierter Puppenfilm der 30er Jahre.

Es folgten ein Schulfilm zur Verkehrserziehung, der die Botschaft vermittelte: „Im Straßenverkehr gibt es nichts Schlimmeres, als unaufmerksame Kinder“ sowie ein Film über Sporterziehung in den 40er Jahren, der die totalitäre Zeit des Nationalsozialismus mit militärisch wirkender körperlicher Ertüchtigung schon erahnen ließ. Das Highlight kam zum Schluss mit Karl Valentin und Lisl Karlstadt in ihrer wortwitzigen Orchesterprobe (1933).

Die Filmvorführungen wurden durchbrochen von einem Workshop, in der die Teilnehmer des W-Seminars selbst zu Filmemachern wurden, indem jeder die Aufgabe ausführte, zwei Sekunden Film in 24 Bildern zu produzieren. Da sich jeder vorab eine Bildsequenz überlegt hatte, mussten die Vorlagen „nur noch“ auf die vorbereiteten Filmstreifen übertragen werden. Jeder durfte seinen Film unter der fachgerechten Anleitung von Herrn Riepl selbst schneiden, der die Kürzestfilme dann zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfügte. Nach mühevollem Zeichnen und etwas Wartezeit stieg die Spannung… Kerim ließ die erste Klappe fallen… und schließlich konnte der Kurs voller Stolz die eigenen Kunstwerke als bewegte Bilder auf der Leinwand bewundern. Experiment gelungen!

Zum Schluss blieb die Erkenntnis, dass sich Bild, Ton und Technik im Film in weniger als hundert Jahren in Überschallgeschwindigkeit von analog zu digital fortentwickelt haben und am Anfang in jedem Fall immer sehr aufwändige Arbeit steht.

Am kommenden Donnerstag heißt es dann Klappe die Zweite. Und in dieser Sequenz werden dann nach einem ersten Praxisteil die Grundlagen der Filmanalyse systematisch erarbeitet.