Mordermittlungen im Theater am Hagen

Schüler der Q11 besuchen Das Fräulein von Scuderi im Puppentheater.

Am 26. März 2015 versammelte sich der Deutschkurs der Q11 von Veronika Villing im Rahmen des 19. Figurentheaterfestivals zu einem gemeinsamen abendlichen Theaterbesuch im Theater am Hagen in Straubing. Aufgeführt wurde die Kriminalnovelle „Das Fräulein von Scuderi“ von E.T.A Hoffmann in einer Spielfassung von Hans-Jochen Menzel.

Die Erzählung, die als erste deutsche Kriminalnovelle gilt, kann als klassisches Beispiel für die Literatur der Schwarzen Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts angesehen werden. Sie handelt von einer rätselhaften Mordserie in Paris, in deren Rahmen Adelige, die sich mit wertvollem Schmuck aus dem Haus des Goldschmieds René Cardillac auf dem Weg zu ihren jeweiligen Geliebten befinden, mit einem Dolchstoß mitten ins Herz getötet werden. Der Schmuck wird dabei stets entwendet.

In der Version des Theaters Waidspeicher wird anlässlich des Ablebens der Hofdichterin Scuderi, die wesentlich zur Aufklärung der Mordserie beigetragen hatte, diese aus der Perspektive von zwei Kriminalisten als „cold case“ erneut aufgerollt. Nachdem fälschlicherweise Olivier, der Geselle des Goldschmiedes Cardillac, unter Verdacht geraten war, konnte nur durch die Ermittlungen des Fräuleins von Scuderi festgestellt werden, dass der Goldschmied selbst der Täter war. Dieser hatte sich als Künstler aufgrund seiner Leidenschaft nicht dauerhaft von seinen mühsam gefertigten Schmuckstücken trennen können. Ob dies auch tatsächlich so war, wird nun erneut in Frage gestellt.

In der Waidspeicher Inszenierung hinterließ vor allem die Umsetzung als Figurentheater Eindruck. Die Machart der Puppen stach dabei besonders ins Auge, weil diese von dem Puppenbauer Peter Lutz detailreich, mit ausdrucksstarker Mimik und epochentypischer Kleidung ausgestaltet worden waren. Auch die Bühne überraschte mehrfach durch ihre aufwändige Gestaltung sowie ihre vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten.

So wurde der Sonnenkönig Ludwig der XIV. nicht als Mensch sondern als personifizierte Sonne über der Bühne dargestellt, deren Mund sich bewegen und die sprechen konnte. Ein sich zentral auf der Bühne befindlicher Tisch, der auch den Puppen als Bühne diente, konnte durch Umklappen sowohl zu einem Pariser Stadtplan als auch zu einem Sarg umfunktioniert werden.

Ebenso wurden Möglichkeiten des Schattenspiels genutzt, teilweise stark überzeichnete Computeranimationen auf einer weißen Leinwand lieferten witzige Kommentare und Ergänzungen zum Geschehen. Diese Elemente wie auch die teils moderne Sprache sorgten für Spannung und Abwechslungsreichtum.

Die Rahmenhandlung von den zwei ermittelnden Kommissaren und deren Assistenten entstammte nicht der Literaturvorlage, die Tischfiguren jedoch stellten die Personen aus der Originalnovelle dar. Diese interagierten gemeinsam mit den realen Schauspielern auf der Bühne, von denen sie auch gespielt wurden, so dass das Spiel von Figuren und realen Personen ineinander verwoben wurde.

Die Puppen dienten zur Darstellung zeitlich verschieden einzuordnender Handlungsstränge, um dem Zuschauer zum Einen die Vorgeschichte zu verdeutlichen, zum Anderen um den Fortgang der Ermittlungen zu dokumentieren.

Die sehr textgetreue Inszenierung mit ihren zahlreichen Effekten war so für die Schüler gut verständlich, auch die raffiniert gestaltete Bühne und die ungewöhnliche Art des Figurenspiels führten dazu, dass die Reaktionen der Schüler auf diese doch eher ungewohnte Theaterform insgesamt sehr positive Reaktionen hervorrief und ein erneuter Besuch des Figurentheaterfestivals im nächsten Schuljahr bereits angedacht wird!