Signalis – Ein Wiesel unterstützt den Aufbau von literarischen Kompetenzen in der Unterstufe

Im Rahmen der Kooperation mit der Universität Regensburg erscheint zum zweiten Mal ein Seminar des Deutschdidaktik-Lehrstuhls von Prof. Dr. Anita Schilcher am Ludwigsgymnasium Straubing, um die im Seminar erarbeiteten Theorien in der Unterrichtspraxis zu erleben. Im Zentrum der Stunde steht die Vermittlung literarischer Kompetenz anhand ausgewählter Kurzfilme. Am Beispiel des Animationsfilms Signalis wird in der Unterrichtseinheit erarbeitet, dass Filme wie Texte bewusst mit gestalterischen Mitteln arbeiten und gerade an inhaltlichen Wendepunkten eine genauere Untersuchung des Films bzw. Textes sehr ertragreich für die Interpretation ist. Der semantisch dichte Film lädt geradezu dazu ein, die Zeichenhaftigkeit der filmsprachlichen Mittel zu entdecken und zu deuten.

Da die Stunde in einer siebten Klasse gehalten wird, ist ein gewisses Maß an didaktischer Reduktion unbedingt notwendig, da in der Unterstufe noch keine interpretatorischen schriftlichen Leistungsnachweise auf dem Lehrplan stehen und die Schülerinnen und Schüler daher noch wenig Erfahrung beim Entschlüsseln von Texten haben. Dennoch kann an eine Sequenz zum gestalterischen Schreiben angeknüpft werden, in der die Klasse bereits auf einfache Mittel der bewussten Textgestaltung gestoßen ist.

Da es Schülerinnen und Schüler bedeutend einfacher fällt, solche Gestaltungsmittel an Filmen nachzuweisen, bietet es sich bereits in der Unterstufe an, sich die strukturelle Parallele zwischen Text und Film zu Nutze zu machen, um die literarische Kompetenz der Heranwachsenden auf- bzw. auszubauen.

Unter der Leitung von StRef Dominik Hölzlwimmer erschließt die Klasse im Laufe der Doppelstunde zunächst den Inhalt des Kurzfilms und prüft im zweiten Teil anhand ausgewählter Szenen, ob die These, Filme arbeiten mit ähnlichen Gestaltungsmitteln wie Texte, haltbar ist. Im Fokus der einzelnen Beobachtungsaufträge steht die farbliche und akustische Ausgestaltung des Films. Durch eine knappe Vorentlastung und mithilfe präzise formulierter Beobachtungsaufträge kommt die Lerngruppe schnell dahinter, dass auch in Signalis ganz bewusst mit Farben und Geräuschen gearbeitet wird und beispielsweise der entscheidende Wendepunkt über die Farb- und Geräuschgestaltung bereits vorausgedeutet wird.

Auch gelingt es, einige Gegenstände als bewusst eingesetzte Symbole zu deuten. Besonders die farbliche Gestaltung des Films erlaubt einen anschaulichen und für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbaren Brückenschlag zu literarischen Texten. Auch dort werden beispielsweise Stimmungen einzelner Personen nicht immer direkt beschrieben, sondern durch eine bewusste Farbgestaltung ausgedrückt.

Die gezielte Analyse macht deutlich, dass der Einsatz von Geräuschen, Farben und bestimmter Kameratechniken nicht beliebig austauschbar, sondern ganz eng mit dem Inhalt verwoben ist. Auch erkennt die Klasse, dass inhaltliche Wendepunkte immer auch einhergehen mit dem bewussten Einsatz gestalterischer Mittel. In einem abschließenden Blitzlicht (Ich habe heute gelernt, …) wird das große Potential des Kurzfilms nochmals deutlich, da viele Schülerinnen und Schüler auch die Botschaft des Films diskutieren und der Appell, „mal auszubrechen aus der Alltagsroutine“, ein Anknüpfungspunkt für eine ertragreiche Diskussion sein kann.

Im Anschluss an die Unterrichtsstunde diskutierten die Referendare und Studenten mit den beiden Seminarleitern die Lernwirksamkeit der Stunde. Dabei wird deutlich, dass die Beschäftigung mit Kurzfilmen im Deutschunterricht absolut sinnvoll ist und diese genau wie literarische Texte bestimmten Regeln der Literatur folgen. Die Lehrer erhoffen sich vom Einsatz solcher Filme im Unterricht, dass die Schüler erstens motivierter sind, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen, und zweitens grundlegende Mechanismen, die in jedem denkbaren literarischen Text eingesetzt werden, leichter nachvollziehen, als wenn man diese gleich an einem Text der Hochkultur einübt.

Somit erhalten die Schülerinnen und Schüler in einer solchen Art von kompetenzorientiertem Unterricht eine Auswahl grundlegender Werkzeuge an die Hand, die ihnen bei jeder weiteren Texterschließung bis hin zum Deutschabitur helfen.